Martinsgans
#Gans #Tradition #Schmerz #Leid #Brauch #Tod #Last #Hoffnung
★
Um den 11. November herum liegt bei vielen Menschen die Martinsgans auf dem Teller. Auch an Weihnachten werden die Tiere als Gänsebraten aufgetischt. Rund 12,5 Millionen Gänse werden dabei jährlich konsumiert. Ein großer Teil davon in Restaurants und Gaststätten. Doch woher kommt eigentlich dieser Brauch auf Kosten der Gans?
Erste Variante
Es ist die meist bekannte Legende: Im vierten Jahrhundert lebt der römische Soldat Martin, der an einem kalten Wintertag an einem Bettler vorbeireitet und vor lauter Mitgefühl stehen bleibt. Der frierende Mann berührt sein Herz, so dass er mit dem Schwert seinen Mantel teilt und die Hälfte dem Bettler schenkt. Im Traum erscheint ihm der Mann und er gibt sich als Jesus Christus zu erkennen. In der Folge lässt er sich christlich taufen und die Menschen der französischen Stadt Tours möchten ihn zu ihrem Bischof ernennen. Da er sehr bescheiden ist und dies nicht will, versteckt er sich im Gänsestall. Das macht die Tiere nervös und durch das Schnattern der Gänse wird Martin gefunden. Den Tieren zum Dank wurden sie von den Menschen geschlachtet. Martin wird zum Bischof von Tours geweiht und bleibt bis zu seinem Tod, 30 Jahre, im Amt.
Zweite Variante
Eine Schar Gänse stört die Predigt von Bischof Martin, als sie schnatternd in die Kirche watscheln und sie werden zur Strafe geschlachtet und gebraten.
Dritte Variante
Ein eher wissenschaftlicher Ansatz für die Tradition der Martinsgans: Am Martinstag endete das bäuerliche Wirtschaftsjahr. Steuern, Löhne und auch Zinsen wurden fällig und in Form von Naturalien, etwa einer Gans, gezahlt. Die Folge war, dass es am Martinstag Gänsebraten gab und hatte den Vorteil, dass die Tiere nicht durch den Winter durchgefüttert werden mussten. Da der 11. November aber auch der letzte Tag vor der 40-tägigen Fastenzeit vor Weihnachten war, wurde nochmal ordentlich beim Essen reingehauen, was den erhöhten Konsum von Gänsen erklärt. Die Christmette am 24. Dezember beendet das Fasten wodurch an den Festtagen wieder in großen Mengen aufgetischt wurde.
Der Bischof von Tours wurde am 11. November 397 zu Grabe getragen und später heiliggesprochen. Seither ist der 11. November St. Martinstag.
Gleich welcher Variante man mehr Glauben schenken möchte, meint ihr das rechtfertigt in der heutigen Zeit das Massentöten dieser Tiere?
Tradition
Als Kind habe ich mich immer gefragt, warum St. Martin nur seinen halben Mantel gegeben hat und er trotzdem so gefeiert wird. Nach der Recherche hier bin ich klüger: Mit der Beschädigung des Mantels begann Martin eine Straftat, weil dieser Militäreigentum war, auch wenn damals formal die Hälfte dem römischen Staat und die andere dem Soldaten selbst gehörte. Heute gilt der halbe Mantel als ein Zeichen christlicher Barmherzigkeit.
Der Brauch vom Gänseessen ist nicht mehr schönzureden und entschuldigt in der heutigen Zeit doch nicht den Mord an unschuldigen Lebewesen. Vermeintliche Tradition können, in diesem Fall müssen sie das sogar, unbedingt an aktuelle Gegebenheiten angepasst werden. Und da wir vom Fleisch nicht abhängig sind, können wir die Kulinarik verändern und trotzdem miteinander feiern und glücklich sein.
Traditionen sind für uns Menschen so wichtig, denn wir gewinnen dadurch Sicherheit und Stabilität und ermöglichen damit Begegnungen und Beziehungen. Das schafft ein Zusammengehörigkeitsgefühl und stiftet Identität, bringt Ordnung in den Alltag und hilft Krisen zu bewältigen. Dafür müssen die Abläufe aber immer wieder eingeübt und erprobt, vorgelebt und erneuert werden. Und wenn wir damit beginnen, dem Martinstag seine Ursprungsideologie zu gewähren, könnten wir diesen besonderen Tag in Frieden feiern und auf das Gansessen verzichten.
Unser St. Martinstag-Ideenpool für die Kids:
- Leuchtende Laternenumzüge bringen Freude
- Singt Martinslieder
- Martinsgänse backen | süß und deftig
- Backt lustige Weckmänner
- Lichterketten und Lampions aufhängen
- Die Ostheimer St. Martin Figuren aufstellen und dekorieren
- Bunte Blätter sammeln und Pressen
- Kastanien und Eicheln sammeln und bemalen
- Malt bunte Herbstbilder
- Bastelt Martinslaternen
- Verkleidet Euch und spielt die St. Martins-Geschichte nach
- Kocht alle gemeinsam ein veganes Martins-3-Gänge-Familienmenü
- Kürbissuppe kochen
- Macht ein Lagerfeuer und grillt Stockbrot
- Trennt Euch von Wertgegenständen und spendet sie
- Macht einen Flohmarkt und spendet Eure Geld-Einnamen
- Besucht einen Gnadenhof für Tiere
Hoffentlich inspirieren euch ein paar Ideen und ihr könnt gemeinsam einen wunderschönen Gedenktag erleben.
★
Fazit: Wenn wir am Ende alle ein Lichtlein in der Laterne anzünden und freudig das passende Lied dazu trällern, schwebt Liebe und Frieden in der Luft. Und nur darauf kommt es an. Habt einen wundervollen Tag da draußen.