Das Wesen der Schnecken

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Auf unserer Mülltonne heraufkriechend entdecken wir sie: eine voller Spinnweben verzierte Schnecke. Beim Wegnehmen dieses wundervollen Tieres zieht sie, wie vorerst angenommen, ihre Fühler jedoch NICHT ein. Im Gegenteil, äußerst interessiert und wach schaut sie mich an. Sie sucht regelrecht den Kontakt zu mir. Ich kann es kaum glauben.

Das Schnecklein bemüht sich definitiv um einen Hautkontakt mit mir, während ich sie zu einem Berg Löwenzahn bringe. Eben das kitzelt mich ungemein und bringt mich so zum lachen. So eine süße Maus. ツ

Auch wenn ich die weibliche Anredeform verwende sind die kriechenden Tiere geschlechtsneutrale Wesen und tragen jedes Geschlecht in sich. Irgendwie genderkonform. ツ

Mich faszinieren ihre Augen. Sie sitzen ganz vorne an ihren Fühlern, die sich teleskopartig aus ihrem Kopf herausschieben. Auch wenn sie damit jedoch nur hell und dunkel unterscheiden kann, habe ich das Gefühl, sie sieht mich direkt an.

Oder rieche ich einfach nur gut? Denn Schnecken besitzen sehr gute Riechorgane. Merkt sie eigentlich, dass wir kein Aas in unserem Gewebe haben? Keine toten Tiere, kein vergammeltes Fleisch?

Das habe ich mich wahrlich schon sehr oft im Leben gefragt. Fühlen Tiere wie Hunde und Katzen eigentlich wie wir leben? Unterscheiden sie zwischen Omnivoren und Pflanzenessern? Vom Geruch her könnte das doch tatsächlich zutreffen. Fleischesser haben nun einmal andere Ausdünstungen wie sich pflanzlich ernährende Menschen. Was nicht zwingend heißen muss, dass Veganer immer nur gut riechen, schließlich kann man sich auch pflanzenbasiert mit Fastfood eindecken und somit dem Körper nicht nur Gutes tun.

Trotzdem bleibt bei mir das Gefühl, dass dies zutrifft. Alle Tiere sind einfach empathisch.

Hier kommt nun ein Sträußchen Moos. Das lässt die kriechende Dame aber unbekümmert und sie walzt einfach darüber hinweg. Irgendwie schon toll. Ich habe gelesen, dass Schnecken nämlich nur eine sogenannte “Sohle” statt Füße besitzen. Ihre Muskeln verursachen dann wellenartige Bewegungen, mit der sie sich fortbewegen.

Kein Zaun, keine Umrandung hält sie somit  im Allgemeinen auf, denn sie sind vor allem hungrig nach frischem Salat. Die gierigen Kriecher besitzen Tausende von Raspelzähnen auf ihrer Zunge. Jeden Tag vertilgen sie damit so viel wie sie wiegen. Kein Wunder, dass der Salat ruckzuck weg ist und alle Gärtner die Tierchen nur los werden wollen.

Meinen angebotenen Löwenzahn rührt die Lady jedoch überhaupt nicht an. Schwups macht sie sich auf den Weg zu einem mir unbekannten Ziel. Hungrig scheint sie also nicht zu sein.

Mich fasziniert das Tempo welches sie dabei zurücklegt. Also “Schneckentempo” halte ich deshalb als sehr überzogen und werde es so auch nicht mehr verwenden. Klar, im Gegensatz zu anderen Tieren mag sie vielleicht etwas langsamer von der Stelle kommen. Aber welches andere Tier trägt schon währenddessen sein Haus auf dem Rücken? Das muss dabei sehr wohl berücksichtigt werden.

Schnecken nehmen die Welt auf eine ganz besondere Weise wahr, denn sie fühlen jede Erschütterung am Boden. Sie fühlen auch jeden Luftzug und riechen und hören und schmecken was sich ihnen nähert.

Sinnlichkeit fällt mir spontan dazu ein.

Wenn wir spazieren gehen und auf dem Weg oder Straße Schnecken entdecken heben wir sie selbstverständlich auf und setzen sie ins Gras. Das ist das was mir meine Eltern im Leben vorgelebt haben und was hoffentlich alle anderen Eltern da draußen auch tun. Als Tierschutzpädagogin weiß ich, was es bedeutet den Grundstein für ein empathisches Miteinander schon bei den kleinsten Kindern zu legen.

Das gleiche machen wir übrigens auch bei Bienen oder Hummein, denn wenn sie erschöpft sind nehmen wir sie mit nach Hause, geben ihnen Zuckerwasser und erfreuen uns, wenn sie sich wieder erholen und glücklich davon fliegen.

Hier nähert sich eine andere, etwas größere Schnecke. Vielleicht freunden sich die beiden ja an. Ich jedenfalls verabschiede mich nun von dem bezaubernden Wesen. Was für eine schöne Erfahrung.

Fazit: Irgendwie sind Schnecken für mich sehr geheimnisvolle Wesen. Das erlebe ich heute sehr intensiv. Danke für diese Erfahrung. Lasst das Schneckenpulver weg. Sammelt die Tierchen ein und tragt sie in weit entfernte grüne Gebiete. Es sind fühlende, empfindsame Wesen. Wie alle Seelen hier auf der Erde.

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